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Alles eine Frage der Antwort

Das neue Programm

 
Eine Produktion des Dehnberger Hoftheaters

Text und Musik: Bernd Regenauer
Regie: Jürg Schlachter


“Bernd Regenauer bleibt die finale Antwort auf alle Fragen schuldig.
Aber dabei ist er böse. Und richtig gut.”
(Abendzeitung)

“... eine herrlich abgedrehte Geschichte...”
(Nürnberger Nachrichten)

 
Wo lauert die Antwort? Bei Facebook? Wenn die Regierung sagt, sie leiste gute Arbeit, ist das eine Antwort oder ein Witz? CDs mit Bankdaten gibt’s inzwischen bei E-Bay und das Bundesverfassungsgericht korrigiert Gesetze mit Schlupflöchern, groß und undicht wie die Salzstöcke von Gorleben.
Die Themen überholen sich, wir werden mit Informationen bombardiert, aber das Wissen hat uns längst Google abgenommen. Für jeden Unfug gibt es die passende Antwort - und wenn nicht, war die Frage einfach falsch gestellt.
Wer weiß noch, was er will? Und wer will das noch alles wissen? Wir sind ein Oberflächenstaat geworden, auf dem die Elite der Oberflächlichen ihre zusammengekauften Oberflächen bebaut, bevorzugt mit Dreifachgaragen. Und fürs Gewissen gibts ja Benefiz-Galas. Ist Schubeck dabei, darf man sich auf Ingwer freuen. Der Erlös geht nach Abzug der Honorare an den Dalai Lama. Weil das die einzige Religion ist, die akzeptiert werden kann - außer Kreditkarten.
Bernd Regenauer wird die Dinge bis zur Unkenntlichkeit sortieren, denn keine Frage ist auch eine Antwort...

 

Fotos...

 

Premierenkritik:

DEHNBERG - Das Älterwerden hat seine Tücken, keine Frage, auch für Kabarettisten. Wenn die Blase während der Aufführung drückt und der Tinitus alles überdröhnt, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Aufhören oder weitermachen. Gott sei Dank hat sich Bernd Regenauer für Letzteres entschieden. In seinem neuem Programm „Alles eine Frage der Antwort“ vertreibt er den Brummton im Ohr mit bissig satirischem Kabarett vom Feinsten und erntet dafür bei der Premiere im Dehnberger Hof Theater begeisterten Applaus.
Wer meint, der Mann habe nach fast 30 Jahren im Geschäft schon irgendwie alles gesagt, irrt. Bernd Regenauer hat sich seit seinem letzten Programm „Unter Freunden“ zwei Jahre Zeit genommen und das hat gut getan. Themen über Themen haben sich angesammelt und die müssen raus, auf der Bühne hat er nichts dabei als einen Hocker und ein Klavier, nichts soll ablenken. Er ist aufgewühlt, die Tasten schlagen Dissonanzen und spätestens jetzt weiß das Publikum: Heute geht’s zur Sache.
Und tatsächlich bekommen an diesem Abend alle ihr Fett ab: die Schickimickis und Besserwisser, die Schuhbecks und Sarrazins, die Lobbyisten und Politiker. Heilige Kühe gibt es nicht, ob Gesundheitssystem oder Kirche, ob Geländewagen, Facebook oder Kernenergie, Regenauer schlachtet und speist genüsslich aus der vollen Schüssel. Denn das Leben ist eine Kakophonie aus Täuschungen und Oberflächlichkeiten, eine Partitur der Dissonanzen und Sinnentleerung und irgendeiner muss das ja mal sagen.

Mitten ins Schwarze getroffen

Doch sind wir die Besseren? Ist er der Bessere? Sind sie es, die anderen? Das Lachen bleibt dem Publikum einige Male im Halse stecken, weil Regenauer mit seinen Pointen deftig ins Schwarze trifft und keine Eitelkeiten zulässt. Doch er spielt nicht den Moralapostel, sondern gibt lieber den Eulenspiegel und hält den Anwesenden den Spiegel vor: „Seid ihr die Antwort?“ Nein, nur wer hat sie denn? Ingwer jedenfalls ist auch keine Lösung.
Mal leise, mal laut, mal nachdenklich, mal philosophisch, mal grantelnd und ab und zu auch versöhnlich – im Laufe des Abends wird Regenauer immer besser, steigert sich von Szene zu Szene, aus den Dissonanzen werden Harmonien und schließlich Lieder. Als Liedermacher hat er vor 30 Jahren begonnen und in bester Liedermachermanier hat der 54-Jährige einige Songs für sein neues Programm geschrieben, mit denen er sich politischer und kritischer zeigt denn je

Vom Alltäglichen zum Absurden

Doch er hat auch diese große komödiantische Seite. Und die zeigt sich am besten in den Momenten, in denen er alltägliche Situationen zu absurden Szenarien verdichtet und dabei auch schauspielerisch zur Höchstform aufläuft.
Dann entwickelt sich der Besuch einer „ursprünglichen“ Gaststätte auf dem Land, wo Leben und Tod noch „ursprünglich miteinander verbunden sind“ zum makaberen Showdown zwischen Kernseife und geraspeltem Sellerie und eine simple Autofahrt endet beinahe im Amoklauf. Überhaupt das Landleben: Idylle sieht anders aus, wir wissen es, und doch denken wir es uns immer gerne anders. Regenauer nimmt uns da die letzten Illusionen, die Überlandfahrt durch unberührte Natur endet im Besuch einer fiktiven „Shopping Mall“, deren Investoren darin den eingekochten Sud der Statements unserer digital-realen Welt präsentieren. Das Lebensmodell 1:20, es hat etwas Beängstigendes, wie sieht es da bloß mit dem realen Leben aus?
Und warum braucht es das alles überhaupt? „Die answer my friend“, singt Bernd Regenauer am Schluss,“ is blowin‘ in the wind.“ Vielleicht ist das auch besser so.
(Pegnitz-Zeitung, 11.10.2010)